Selbstverständnis des Kongresses Armut und Gesundheit

Es gibt eine bundesweite Evidenz zur gesundheitlichen Ungleichheit, die konsequent in die Öffentlichkeit getragen werden muss. Mit großer Übereinstimmung zeigen Befunde für Deutschland, dass Menschen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status deutlich häufiger von gesundheitlichen Beeinträchtigungen und schwerwiegenden chronischen Erkrankungen betroffen sind als jene mit höherem sozioökonomischem Status [1]. Die Akteur*innen des Kongresses eint die Vision, dass alle Menschen ein selbstbestimmtes und gesundes Leben führen können, so wie es entlang der Ottawa Charta aufgezeigt wird [2]. Es braucht eine Public Health-Strategie und -Struktur für Deutschland, die die Situation von Menschen in schwieriger sozialer Lage konsequent miteinschließt [3].

Der Kongress ist die Public Health-Veranstaltung in Deutschland. Seine Akteur*innen sensibilisieren für den Zusammenhang von Armut und Gesundheit und bringen diesen in die Öffentlichkeit ein. Mit der stetigen Perspektive auf Ungleichheit findet eine nachhaltige Verankerung des Themas Armut im öffentlichen Diskurs von Public Health statt sowie die Besetzung des Themas Gesundheit im Diskurs zu Armut statt. Auch in Zeiten, in denen verschiedene Krisen (Pandemiegeschehen, Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, Klimakrise) auf der politischen Agenda priorisiert werden, wird diese Perspektive beibehalten. Der Kongress übernimmt so auch Anwaltschaft für Menschen mit Armutserfahrungen und für den Zusammenhang von Armut und Gesundheit.

Dabei liegt der AnsatzHealth in All Policies als Strategie für den Abbau sozial bedingter Ungleichheiten in Gesundheitschancen zugrunde: Gesundheit muss in allen Themenfeldern öffentlichen Handelns mitberücksichtigt werden.

Eine Alleinstellung des Kongresses Armut und Gesundheit ist die einzigartige Zusammensetzung seiner inhaltlich Beteiligten, den Referierenden und Moderierenden sowie seiner Teilnehmenden. Der Kongress bringt Studierende, Projektpartner*innen, Vertreter*innen von Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden, Wissenschaft, Politik, Krankenkassen, Wirtschaft sowie Expert*innen aus Erfahrung in den Austausch. Die Veranstalter*innen sprechen hier von einem „Multilog“. Evaluierte Projekte und evidenzbasierten Ansätze fließen dabei genauso in die Diskussionen ein wie die Perspektive von Menschen mit Armutserfahrungen. Beim Kongress kommen beispielsweise die Mitarbeiterin einer Notunterkunft für Menschen mit Fluchterfahrungen zusammen mit dem Stadtplaner, einem Mitarbeiter der regionalen Wohnungsbaugesellschaft und der Bezirkspolitikerin. Dabei nehmen die Themen und Perspektiven gleichberechtigt ihren Platz in den Diskussionen ein. Diese finden zielgruppenorientiert, multiperspektivisch, divers, ressortübergreifend und interdisziplinär statt. Aus dieser einmaligen Mischung entstehen gegenseitige Lernerfahrungen, Diskussionen auf Augenhöhe und Konzepte, die die Lebensrealitäten der Menschen aufgreifen und somit verändern können.

Mit den Themen, die die Akteur*innen einbringen, werden aktuelle Fragestellungen und Leitthemen im Bereich Public Health abgebildet und am Puls der Zeit diskutiert. In dieser breiten Themenvielfalt finden ebenso sogenannte Nischenthemen ihre Berücksichtigung.

Der Kongress versteht sich ebenso als Plattform für Nachwuchsförderung, indem der Austausch mit und zwischen Studierenden gefördert wird - mit eigens dafür entwickelten Formaten, wie der studentischen Posterpräsentation und dem Science Slam. Es ist ein zentrales Anliegen, junge Menschen aus der Public Health-Community mit den Themen des Kongresses anzusprechen.

Der Kongress Armut und Gesundheit ist eine Gemeinschaftsinitiative und wird getragen von einem breiten Netzwerk an Kooperationspartner*innen. Nur mit diesem kann der Zusammenhang von Armut und Gesundheit konsequent in die Öffentlichkeit eingebracht werden.

Der Kongress Armut und Gesundheit wird organisiert als jährlich mehrtägige Veranstaltung (digital/physisch/hybrid). Dem Kongress geht ein Diskussionspapier voraus, welches den inhaltlichen Rahmen setzt für die Diskussionen, die auf dem Kongress stattfinden. Mit einem offenen Call for Abstracts und der Auswahl der Beiträge anhand festgelegter Kriterien wird die Themenvielfalt und Aktualität der Diskussionen gewährleistet.

Für die Konzeption des Programms arbeiten die Veranstalter*innen des Kongresses inter- und transdisziplinär in Programmkomitees zusammen, mit einem bundesweiten Netzwerk aus ca. 150 Expert*innen der jeweiligen Themenbereiche.

Jedes Jahr werden für die zentralen Veranstaltungen des Kongresses (Eröffnungsveranstaltung, Abschlussveranstaltung, „Im Gespräch“) konsequent Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker*innen eingeladen, um in den Austausch zu kommen mit den Akteur*innen des Kongresses.

Die Veranstalter*innen des Kongresses begleiten die Themen des Kongresses sowie die Entwicklungen im Bereich Public Health über das Jahr hinweg mit Öffentlichkeitsarbeit: in Form von Artikeln im Nachgang des Kongresses, mit einem Twitter-Account, einem Podcast sowie über die kongresseigene Webseite. An den Veranstaltungstagen wird die Öffentlichkeitsarbeit außerdem durch Pressearbeit unterstützt.

Für mehr Partizipation und Empowerment von Experter*innen aus Erfahrung arbeiten die Veranstalter*innen seit zwei Jahren mit einem Gremium „Menschen mit Armutserfahrungen“ zusammen.

Die Veranstalter*innen konzipieren rahmende Veranstaltungen des Kongresses und bringen eigene Beiträge für den Kongress ein.


[1] Lampert T, Hoebel J, Kuntz B, Müters S, Kroll LE (2017) Gesundheitliche Ungleichheit in verschiedenen Lebensphasen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, gemeinsam getragen von RKI und Destatis. Robert Koch-Institut, Berlin

[2] Weltgesundheitsorganisation (1986). Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung. Online abrufbar unter: Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung, 1986 (who.int)

[3] in der Veranstaltung “soziale Determinanten der Gesundheit” auf dem Kongress Armut und Gesundheit 2023.

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